Luise von Baden (1838–1923)

Die preußische Prinzessin Marie Elisabeth war die Tochter von Augusta von Sachsen-Weimar und dem späteren Kaiser Wilhelm I. Königin Luise von Preußen war ihre Großmutter väterlicherseits. Die kleine Luise Marie Elisabeth wuchs in Berlin auf, bis ihr Vater zum Generalgouverneur des Rheinlandes und Westfalens ernannt wurde und die Familie ins kurfürstliche Schloss nach Koblenz umzog.

Augusta achtete auf eine umfassende Erziehung ihrer Tochter, zu welcher neben dem üblichen Privatunterricht die Ausbildung von sozialen Tugenden gehörte. Besuche von Krankenhäusern, Waisenhäusern und die Teilnahme an Wohltätigkeitsveranstaltungen standen mit auf dem Programm. Den Sommer verbrachte die königliche Familie in BadenBaden, wo Luise den Prinzregenten Friedrich von Baden kennen lernte und 1856 nach seiner Proklamation zum Großherzog von Baden heiratete. Auch als Großherzogin verfolgte Luise weiterhin soziale Aufgaben.

1859 drohte ein Konflikt zwischen Preußen, Österreich und Italien militärisch zu eskalieren. Ein Übergriff auf Südwestdeutschland wurde befürchtet. Zahlreiche Frauen aus Karlsruhe und Freiburg reagierten darauf mit der Gründung patriotischer Hilfsorganisationen. Die 21jährige Luise unterstützte dies und wandte sich an den Innenminister, welcher einen Organisationsplan zur Erfassung dieser Initiativen umsetzte. Luise berief eine Versammlung der engagierten Bürgerinnen ein und gründete mit ihnen den Badischen Frauenverein. Unter Luises Protektorat entwickelte sich ein Netz von Hilfseinrichtungen über ganz Baden. Während der Kriegszeiten sollten die Aufgaben in der Pflege der Verwundeten und Versorgung der Witwen und Kinder bestehen. Damit wurden die Frauen Teil der Heimatfront und partizipierten am Krieg. Nachdem der Krieg mit dem Friedensbeschluss vom 11. Juli 1859 abgewendet wurde, widmeten sich die Vereine friedlichen Aufgaben wie der Kinderund Armenpflege, der Förderung berufstätiger Frauen und der Mädchenbildung. Später kam der Kampf gegen die Tuberkulose hinzu. Bald gehörte es zum gesellschaftlichen Trend für Frauen, sich in diesen Vereinen zu betätigen und vaterländisch zu engagieren. Laut einer Reichstatistik von 1908 waren 90% der badischen Frauen Vereinsmitglieder.

1863 wurde die erste Genfer Konvention Zur Verbesserung des Schicksals der verwundeten Soldaten der Armeen im Felde verabschiedet. Baden gehörte zu den ersten Staaten, die die Konvention 1864 ratifizierte. Die Großherzogin nahm die Idee einer Schwesternschaft für alle auf und propagierte sie mit Handarbeitsabenden und dem Tragen der Rot-Kreuz-Binde als Ausdruck gemeinschaftlicher Aktivität. So entwickelte sich der Badische Frauenverein zu einer von der Genfer Konvention anerkannten Hilfsorganisation, aus der später das Deutsche Rote Kreuz hervorging. 1867 erhielt Luise auf der ersten Internationalen Konferenz des Roten Kreuzes in Paris die goldene Ehrenmedaille.

Im Landesarchiv Karlsruhe lagern Briefe und Akten, die die Arbeitsgebiete der Großherzogin Luise dokumentieren. 1870 richtete Luise ein Privatsekretariat ein, das sogenannte Geheime Kabinett, dessen Aufgaben laut Luises Ehemann, dem Großherzog Friedrich I. von Baden, darin bestanden „sämtliche Petitionsangelegenheiten zu behandeln, den Verkehr mit den Ministerien zu vermitteln und einen Fond zur Bewilligung der Unterstützungsgesuche zu verwalten“. Für das Privatsekretariat der Großherzogin wurde ein eigener Privatsekretär angestellt. Luises Engagement ist also weit höher einzuschätzen als ein mildtätiges Ehrenamt – sie machte Politik, und zwar eigenständig, selbstbewusst und ungewöhnlich für das damalige Rollenmuster eines weiblichen Mitglieds der adligen Elite. Dass Friedrich I. die Aktivitäten seiner Frau gestattete und guthieß, deutet auf ein harmonisches und respektvolles Verhältnis der Ehepartner hin. Die beiden verbrachten gemeinsame Zeit auf ihrem Sommersitz, der Insel Mainau. Nach Friedrichs Tod beließ Luise alle Räumlichkeiten im selben Zustand und unterhielt so eine Art Mausoleum für ihren verstorbenen Mann. Ihr Urenkel, Graf Lennart Bernadotte, der sie als Kind mit seiner Großmutter Viktoria dort besuchte, empfand die vollgestopften Räume des Schlosses als niederdrückend. Auf der Mainau erinnert eine Büste an die Großherzogin.

Luise und Friedrich hatten drei Kinder: Friedrich II. (1857-1928), Sophie Marie Viktoria (1862-1930) und Ludwig Wilhelm (1865-1888). Sophie Maria Viktoria heiratete König Gustav V. von Schweden und wurde so schwedische Königin. Ihr ältester Sohn Gustav VI. ist der Großvater des aktuellen schwedischen Königs Carl Gustav XVI. Die Großherzogin Luise ist also die Ur-Ur-Urgroßmutter der schwedischen Kronprinzessin Victoria. Ihr zweiter Sohn Wilhelm heiratete die russische Großfürstin Maria Pawlowna Romanowa. Aus dieser Ehe ging Lennart Bernadotte hervor, der nach der Scheidung seiner Eltern von seiner Großmutter Viktoria erzogen wurde. Lennart verzichtete für seine Ehe mit einer bürgerlichen Frau auf die Thronfolge und ließ sich 1932 auf der Mainau nieder, die er von seinem Urgroßvater geerbt hatte und baute die Insel zu einer Touristenattraktion aus.

Quelle: Wikipedia